Werte Clue Reader,
schon sind unsere Sommerferien vorbei und wir verbringen die heissen Tage wieder mit Schreiben, Podcasten und wie angekündigt, dem Veröffentlichen eines Interviews.
Heute stellt sich Greta Goeke vom Verlag die Waage unseren neugierigen Fragen. Greta betreibt den Verlag gemeinsam mit der Tochter des Verlagsgründers, Claudia Wiesner, und die beiden Frauen sorgen dafür, dass der geneigte Leser auch heute Zugang zu durchaus besonderem Lesestoff erhält.
Das Zürcher Verlagshaus, das bereits auf eine über sechzig Jahre währende Tradition zurückblicken kann, fällt insbesondere dank seinem aussergewöhnlichen Programm auf. In der Reihe „Perlen der Weltliteratur“ finden sich ausgewählte Werke aus zwölf Ländern, darunter auch solche Bekanntheiten wie Voltaires „Die Prinzessin von Babylon“. Der neuste Band ist die moderne chinesische Novelle „Der rote Spatz“ von Bai Hua, die von den beiden Verlegerinnen eigenhändig übersetzt wurde. Chinesische Literatur spielt für den Verlag die Waage eine zentrale Rolle, denn die zweite Reihe ist die „Bibliothek chinesischer Romane“, in der von Texten aus der Ming-Zeit bis hin zu Kriminalromanen eine vielfältige Auswahl geboten wird. Abgerundet wird das Verlagsprogramm mit einer Bücherreihe zur Kulturgeschichte.
Doch damit nicht genug, denn der Verlag die Waage hat auch ein Stück Schweizer Rechtsgeschichte geschrieben, das nicht zu vernachlässigen ist. Was es mit dem wohl letzten zensurierten Buch der Schweiz auf sich hat, wird euch aber Greta gleich selbst verraten.
Grüezi und nǐ hǎo, liebe Greta,
bevor wir in die Verlagsarchive abtauchen und uns durch das Sortiment zu blättern beginnen, möchten wir eine andere, doch nicht minder wichtige Frage stellen: Was magst du lieber, Sommer oder Winter?
Eindeutig den Sommer. Mir wird erst ab dreissig Grad im Schatten so richtig wohl. Dazu gehört dann aber natürlich noch ein kühler Drink am See und ein spannendes Buch.
Der Verlag die Waage wurde im Jahr 1951 vom Germanisten und Literaturwissenschaftler Felix M. Wiesner gegründet. Wiesner sicherte die Unabhängigkeit seines Verlags durch seine Arbeit als Verlagsvertreter für mehrere grosse Häuser. Er brachte seine Begeisterung für das geschriebene Wort mit. Kann die Waage als bibliophiles Lebenswerk bezeichnet werden?
Auf jeden Fall. Felix hatte den kühnen Anspruch, in literarischer und weltanschaulicher Hinsicht einen bibliophilen Perfektionismus zu betreiben. Er verstand sich ebenfalls als Vermittler anderer kultureller Verständnisse wie beispielswese fernöstlichen Weltanschauungen und das zu einem Zeitpunkt, wo diese in Europa nach ziemlich unbekannt waren.
Die Titel, welche im Verlag die Waage erschienen sind, hat er jeweils eigenhändig ausgewählt – ein Werk, von dem er nicht begeistert gewesen wäre, hätte es keinesfalls ins Programm des Verlags geschafft. Er selbst hätte wohl schon die hier gestellte Frage mit einem fünfseitigen Essay beantworten können! Das Herzblut, das er selbst in seinen Verlag gesteckt hat, lässt sich in jedem noch so kleinen Detail erkennen.
Nach dem Tod des Verlagsgründers entschied sich seine Tochter Claudia, den Verlag vor dem drohenden Untergang zu retten und ihn gemeinsam mit dir weiterzuführen. Wie du uns verraten hast, spielte dabei nicht zuletzt deine Liebe zu Büchern eine grosse Rolle. Was also verbindet dich, oder euch, mit der wundersamen Welt der Literatur?
Claudia wuchs mit dem Verlag auf und hatte von daher schon einen engen Bezug dazu. Sie hat ihren Vater auch auf Buchmessen begleitet und viel von seiner Begeisterung für das geschriebene Wort geerbt. Ich selbst habe bereits in meiner Kindheit leidenschaftlich Bücher verschlungen und, als ich älter geworden bin, auch die bibliophile Seite in mir entdeckt. Im Verlauf meines Studiums habe ich Buchbindekurse belegt und gar Taschenbücher in Leder eingebunden. Mich hat auch immer Felix‘ grosse Bibliothek fasziniert und ein Teil davon hat letztendlich seinen Weg zu mir gefunden.
Du und Claudia leiten und betreiben das Verlagsgeschäft nun schon seit geraumer Zeit im Team und ihr habt sicher bereits viele Erfahrungen gesammelt. Doch wie sieht sie denn nun wirklich aus, die sagenumwobene Arbeit einer Verlegerin und was gehört eigentlich alles dazu, nebenberuflich einen Verlag zu betreiben?
Nicht alle Aufgaben sind immer so spannend, wie man vielleicht denken mag. Wir hatten zu Beginn den administrativen Aufwand ziemlich unterschätzt, es gehört doch einiges mehr dazu, einen Verlag zu leiten, als man vielleicht denken würde. Claudia und ich sind beide hauptberuflich anderweitig tätig und der Verlag ist unser gemeinsames Freizeitprojekt. Dieser Spagat zwischen Beruf, Familie, Erholung und der Arbeit für den Verlag ist nicht einfach und immer wieder von neuem eine Herausforderung. Das Aufräumen unserer Archive habe ich jetzt auch schon lange herauszögern müssen, doch am Ende ist die Zeit begrenzt und man muss Prioritäten setzen. Wir verbringen letztlich also die meiste Zeit im Verlag mit weniger sagenumwobener Büroarbeit wie dem Schreiben von Rechnungen, Vorbereiten von Versandpaketen sowie Erledigen von Buchhaltung und Zahlungen.
Einen Verlag mit einer derartigen Spezialisierung und Tradition zu übernehmen und am Ball zu bleiben muss ein grosses Abenteuer sein. Doch der Wille und das Engagement werden wohl trotz allem nicht ausreichen, sicherlich braucht es dazu auch Kenntnisse. Habt ihr diese mitgebracht, oder musstet ihr „on the go“ dazulernen?
Am Ball zu bleiben ist nicht nur ein grosses Abenteuer, sondern auch eine ziemliche Herausforderung. Wir haben auch Abstriche machen müssen, weil wir beide eigentlich branchenfremd sind und uns zuerst einmal in alles einlesen und alles kennenlernen mussten. Vieles ist „learning by doing“. Dabei kam uns da natürlich der Umschwung in der Branche im Zuge der Digitalisierung entgegen. Dieser hat die Herstellung und den Vertrieb von Büchern stark vereinfacht und das Verlagswesen ist wesentlich leichter geworden. Wir haben zudem den Vorteil, nicht vom Verlag leben zu müssen und keine Angestellte zu haben. Das wäre eine andere Dimension, da würde unsere Planung natürlich nicht aufgehen.
Beim sprichwörtlichen Durchblättern eurer Bücher fällt auf, dass sie schön und aufwändig gestaltet sind. Es finden sich in vielen Texten Illustrationen und die Einbände sind meist mit Prägungen versehen, kurz, es sind Bücher, die für jedes Regal eine Zierde sind. Ist dieses elegante Auftreten eine Tradition eures Verlags?
Es ist definitiv so, dass alle Bücher vom Verlag die Waage auch illustriert sind. Man merkt den Büchern die bibliophile Ader des Verlegers an und das wollen wir auch in dieser Form weiterführen, als Markenzeichen und nicht zuletzt auch, weil es Freude macht, ein schönes Buch in den Händen zu halten.
Der Verlag die Waage ist keines der grossen Verlagshäuser, kann jedoch auf eine lange Geschichte zurückblicken und ist in der Welt der Literaturkenner kein unbeschriebenes Blatt. Ist es für einen Verlag dieser Grösse schwer, Bücher im Buchhandel unterzubringen?
Uns fehlt der Zugang zum Buchhandel, da wir aus zeitlichen Gründen selbst keine Verlagsvertretung machen können. Zudem interessieren sich viele Buchhandlungen nur für Neuerscheinungen, sodass es besonders die älteren Bücher von uns schwer haben. Dementsprechend nutzen wir hauptsächlich das Internet für den Vertrieb unserer Bücher. Wir werden aber durchaus von Buchhandlungen angefragt, welche Exemplare auf Bestellung verkaufen.
Seit ihr den Verlag übernommen habt, hat sich in der Welt des digitalen Buchhandels viel getan. Viele Bücher werden über Internetplattformen wie beispielsweise Amazon verkauft und E-Books haben einen beachtlichen Marktanteil erreicht. Auf Amazon ist der Verlag die Waage bereits zu finden, jedoch bisher ausschliesslich mit gedruckten Büchern. Plant ihr für die Zukunft, auch E-Books zu veröffentlichen?
Ich denke, in Zukunft kommt man nicht umhin, auch E-Books herauszugeben. Ich persönlich liebäugle schon länger damit, einige der vergriffenen Titel als E-Books neu aufzulegen. Viele der Bücher sind in der Zeit erschienen, bevor es digitale Dokumente gab, sodass der Aufwand etwas grösser ist, als mit den heutigen digitalen Manuskripten. Längerfristig kann ich mir aber gut vorstellen, dass wir E-Books herausgeben werden. Wir wissen noch nicht genau, wann wir dieses Projekt angehen werden, aber es lohnt sich jederzeit, vorbeizuschauen.
Das Verlagsprogramm zeichnet sich durch eine grosse Vielfalt aus, so sind neben Klassikern aus der Weltliteratur auch chinesische Romane und kulturgeschichtliche Texte zu entdecken. Wie erklärt sich diese Vielseitigkeit und gibt es Schwerpunkte oder Themenkomplexe, die sich als Roter Faden durch das ganze Verlagsprogramm ziehen?
Ich denke, für Felix spielte insbesonere der Ausdruck der Lese- und Lebensfreude anhand der Literatur eine grosse Rolle. Er hatte den Anspruch, dass seine Arbeit zeitlos sein sollte und wir versuchen, diesem Anspruch möglichst gerecht zu werden.
In der Reihe „Perlen der Weltliteratur“ sind bereits Texte aus zwölf Ländern erschienen. Darunter finden sich sowohl sehr bekannte Autoren wie Goethe oder Voltaire als auch in der breiten Öffentlichkeit eher als Geheimtipps geltende Namen wie beispielsweise Gabriela Mistral oder Ramon del Valle-Inclan. Nach welchen Kriterien wurden diese Bücher ausgewählt?
Vereinfacht liesse sich sagen, dass vor allem eher unbekanntere Werke bekannterer Autoren und grosse Werke unbekannter Autoren in dieser Reihe erschienen sind, darum auch der Begriff „Perlen“.
Letztlich hat Felix die Geschichten ausgewählt, hauptsächlich weil sie ihm gefielen und für ihn literarische Bedeutung hatten. So hat er beispielsweise auch von Goethe und Voltaire weniger bekannte Werke gewählt, die von grossen Verlagen weniger verbreitet wurden und die er einem breiteren Publikum zugänglich machen wollte. Auch als kleiner Verlag hatte die Waage ein begeistertes Publikum von Literaturliebhabern.
Eure neuste Publikation, die chinesische Novelle „Der rote Spatz“ von Bai Hua (白樺), zeichnet sich nicht zuletzt durch ihre Form als Fabel aus. Die Gleichnisse lassen sich jedoch auch auf die politische Situation im zeitgenössischen China anwenden. Im Nachwort zum Buch erwähnt ihr, dass das bis heute geltende Verbot der freien Meinungsäusserung in China von Autoren auf diese subtile Weise umgangen wird. Wie arbeitet Bai Hua dabei und was macht den Text für westliche Leser besonders interessant?
Autoren wie Bai Hua arbeiten immer auf mehreren Ebenen des Verständnisses. Gerade er hat auch einen grossen Einfluss der westlichen Welt in seinen Erzählformen, was die Texte für den deutschsprachigen Leser spannender macht. Er hat sich auch aktiv für Minderheiten in China eingesetzt und Dokumentarfilme gedreht. All das fliesst auch in seine Werke ein.
Die politische Ebene in seinen Büchern ist nur eine von vielen Ebenen. Das ist auch einer der Gründe, dass der Text für viele westliche Leser spannend macht – man muss den politischen Hintergrund nicht verstehen um seine Werke schätzen zu können.
„Der rote Spatz“ wurde eigenhändig von euch aus dem Chinesischen übersetzt, eine Arbeit, die zweifellos viele Stunden eurer Zeit in Anspruch genommen und euch viel Engagement abverlangt hat. Schliesslich lässt sich eine gute Übersetzung nicht nach einem kurzen Grundlagen-Sprachkurs anfertigen. Wie kommt es eigentlich, dass ihr beide so gut Chinesisch sprecht und lest?
Claudia und ich haben beide Chinesisch studiert. Bei der Übersetzung hatten wir den Anspruch an uns, dass wir sehr nahe am Text bleiben und das ganze Feeling der Geschichte möglichst authentisch ins Deutsche transportiert werden sollte. Dennoch wollten wir, dass der Text auch für Leser, die nicht viel mit China am Hut haben, lesbar bleibt.
In der Reihe „Bibliothek chinesischer Romane“ sind unterschiedlichste Publikationen erschienen. Diese Vielfalt lässt den geneigten Leser viele Aspekte chinesischer Literatur entdecken; nebst einer Sammlung von Geister- und Liebesgeschichten finden sich auch eine tragische Frauengeschichte genauso wie ein satirischer Roman, um nur einige Beispiele zu nennen. Wie kommt es, dass der Verlag die Waage so eng mit China verbunden ist?
Felix Wiesner war selbst nicht Sinologe, hatte jedoch eine grosse Faszination für fernöstliche Philosophien und Kulturen. Seine Bekanntschaft mit mehreren renommierten Sinologen zur Zeit der Verlagsgründung verstärkte dies sein Interesse zusätzlich. Er hatte sich der Aufgabe verschieben, die alten Romane aus der Ming-Zeit bei einem westlichen Publikum bekannt zu machen, insbesondere, da die meisten dieser Bücher damals in China zensuriert waren. Auch heute sind noch mehrere verboten, wenn auch die meisten dieser Werke in China vor allem gebildeten Chinesen durchaus ein Begriff sind.
In derselben Reihe ist auch eine Serie von Kriminalromanen aus der Feder des Autors Robert van Gulik erschienen, welche der historischen Figur des Richters Di (ca. 630-700) folgen – bei den Texten handelt es sich jedoch um Fiktion. Der Autor beweist in diesen Büchern eine ausgeprägte Kenntnis chinesischer Literatur und insbesondere Kriminalromane aus der Ming-Zeit. Was zeichnet eigentlich den klassischen chinesischen Krimi aus und kann man von van Guliks Romanen getrost behaupten, dass sie typische chinesische Krimis sind?
Van Gulik gab zuerst eine Übersetzung der alten Manuskripte „Merkwürdige Kriminalfälle von Richter Di“ im Verlag die Waage heraus, die jedoch mittlerweile vergriffen sind. Diese Geschichten basierten auf den Originalmanuskripten, wurden jedoch für ein westliches Publikum umgeschrieben und angepasst. Danach begann van Gulik selbst Geschichten zu erfinden und schreiben. Erschienen sind die ersten vier Bände im Verlag die Waage als leinengebundene Ausgaben, später auch als Taschenbücher bei Diogenes. Alle folgenden erschienen nur im Diogenes Verlag.
Van Guliks Geschichten sind an den westlichen Geschmack angepasst, weil Kriminalromane im historischen chinesischen Original nicht mit denselben Spannungselementen funktionieren und einen anderen Aufbau verwenden. Im Gegensatz dazu schaffte es van Gulik, dass seine Geschichten auf eine Art befremdend, doch für den westlichen Leser dank ihren gewohnten Plot-Aufbau zugleich vertraut wirken. Diese Mischung von westlicher Erzählweise in einem klassisch chinesischen Umfeld ist das, was sie derart erfolgreich macht.
Der letzte Band aus der „Bibliothek chinesischer Romane“, den wir hier erwähnen wollen, hat eine derart aussergewöhnliche Geschichte, dass wir ihm gleich mehrere Fragen widmen wollen. „Jou Pu Tuan“ von Li Yü (李漁) wird auf euren Seiten als „erotisch-moralischer Roman aus der Ming-Zeit“ beschrieben. Doch was genau ist eigentlich ein erotisch-moralischer Roman?
Eine Geschichte, in welcher der Autor den Lesern eine Moral vermitteln will. Um sein Publikum dabei zu fesseln und diese Lernphasen auf den Punkt zu bringen, hat sich Li Yü einer sehr graphischen Ebene bedient. Dies fusste in der Überzeugung, dass nur, wenn sich die Leser mit den Figuren identifizieren können, der Lerneffekt nachhaltig sei – eigentlich eine ungewohnt moderne Denkweise für diese Zeit.
„Jou Pu Tuan“ führt uns zugleich wieder in die bewegte Verlagsgeschichte der Waage zurück. Wir haben bereits von Zensur in China gesprochen, aber manchmal ist das entfernt geglaubte näher am eigenen Zuhause, als man denkt. Die zweite deutschsprachige Auflage von „Jou Pu Tuan“ wurde im Jahr 1961 in der Schweiz wegen Unzüchtigkeit verboten und verbrannt. Wie kam es dazu, dass das Buch zensuriert wurde?
Nach zehnjährigem Rechtsstreit entschied das Schweizer Bundesgericht, dass dieses Werk unzüchtig sei, obwohl Felix belegen konnte, dass es sich dabei um ein literarisches Werk handelte. Es wurde geurteilt, dass die sechzig zum Teil erotischen Stiche, da sie aus dem 19. und nicht wie der Text aus dem 17. Jahrhundert stammen, nicht historisch seien. Der Text selbst wurde nicht beanstandet, trotzdem wurde das ganze Buch verboten. Das war vor etwa fünfundfünfzig Jahren, heutzutage wird selbst in einem Hollywood-Film mehr nackte Haut gezeigt.
Der Verlagsgründer Felix M. Wiesner war jedoch nicht bereit, klein beizugeben und kämpfte an diversen Schweizer Gerichten weiter für die Meinungsfreiheit, als nach „Jou Pu Tuan“ auch der mittlerweile vergriffene historisch-erotische Roman „Dschu-Lin Yä-schi“ verboten wurde, bis ihm schliesslich das Bundesgericht Recht gab. Wurde dieser Prozess in der Literaturwelt und der Öffentlichkeit wahrgenommen?
Ich habe ungefähr drei grosse Schachteln voller Zeitungsausschnitte, Meinungen und Korrespondenz zu diesem Thema in unserem Archiv. Es wäre sicher interessant, das alles aufzuarbeiten, meines Wissens hat dies noch niemand systematisch getan. Bisher warte ich aber immer noch darauf, dass ein Rechtsgeschichte-Student vorstellig wird, der seine Dissertation zu diesem Thema schreiben möchte…
Die dritte Reihe von im Verlag die Waage erschienen Büchern ist jene mit bibliophilen Werken zur Kunst- und Kulturgeschichte. Hier lassen sich unter anderem russische Heiligenlegenden, ein Faksimile von japanischen Schnitten zur Seidenraupenzucht oder Märchen aus Bali entdecken. Sind das insbesondere Liebhaberwerke oder sind sie auch für eine breitere Leserschaft geeignet?
Sowohl als auch. Gerade die Märchen aus Bali finden bei unseren Lesern einen grossen Anklang über die Literaturszene und die Welt der Kunsthistoriker hinaus. Viele Leute, die mit diesen Büchern in Verbindung kamen, freuen sich aussergewöhnlich über sie, was uns wiederum dazu motiviert, weiterzumachen. Persönliches Feedback, das wir auch für diese Bücher auch erhalten, zeigt uns, wie sich manche Leser darüber freuen.
Der Verlag die Waage kann schon auf über sechzig Jahre Tradition zurückblicken und hat zweifellos seinen Teil darin geleistet, bis dahin unbekannte Literatur auch einem deutschsprachigen Leserkreis zugänglich zu machen. Doch jetzt möchten wir dich zur Abwechslung nicht um einen Rück-, sondern um einen Ausblick bitten: Was legt ihr euch für die Zukunft in die Waagschale?
Wir würden gerne ausgewählte vergriffene Werke als E-Book herausgeben. Zudem liegen bei uns Manuskripte herum, die noch veröffentlich werden könnten, denn das Erbe von Felix ist sehr umfangreich. So finden sich beispielsweise weitere Sonaten von Valle-lnclán, welche vor einer eventuellen Publikation noch geprüft werden müssten. Und in den „Perlen der Weltliteratur“ finden sich keine Texte aus Afrika und Ozeanien, etwas, das wir eines Tages gerne ändern würden. Momentan fehlt uns die Zeit, doch wir haben einige Projekte angedacht. Die Zukunft kann also noch einiges bringen…
Zu guter Letzt erlauben wir es uns, wie es sich bei uns gehört, noch einmal etwas vom Thema abzuschweifen. Wir haben uns für dieses Interview in einem Zürcher Seebad getroffen, was jetzt natürlich die Frage aufwirft: Erledigst du deine Verlagsarbeit regelmässig draussen?
Natürlich! Da die Verlagsarbeit für mich Freizeit bedeutet, versuche ich oft, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Der Verlag die Waage lebt aus meiner Sicht aus dieser Lebens- und Lesensfreude.
Wir von Clue Writing möchten uns herzlich bei Greta Goeke bedanken, dass sie sich die Zeit genommen hat, unsere Fragen zu beantworten. Zudem gilt unser Dank den beiden Verlegerinnen, dass sie uns mehrere Rezensionsexemplare aus ihrem Programm zur Verfügung gestellt haben.
Der Verlag die Waage bietet Lesestoff für Literaturfreunde mit den unterschiedlichsten Interessengebieten und kann zudem insbesondere allen an der chinesischen Kultur und Literatur interessierten Lesern empfohlen werden. Doch auch Freunde der klassischen Literatur kommen auf ihre Kosten. Zahlreiche Genres, Länder und Epochen lassen sich in dem vielfältigen Verlagsprogramm finden und laden zum Schmökern, Stöbern und Verweilen ein.
Besucht den Verlag die Waage auf seinen Seiten:
Webseite
Twitter: @WaageVerlag
Vielen lieben Dank und xièxiè an Greta, Claudia und an unsere werten Leser
Eure Clue Writer
Rahel und Sarah
* * *
Dieses Interview wurde von Sarah geführt.
Ein Gedanke zu „Interview | Verlag die Waage“