Liebe Clue Reader,
Auf dieser Seite findet ihr Fragen, die wir uns im Jahr 2012, kurz nach Beginn des Clue Writing Projekts gestellt und beantwortet haben.
Verstehst du Schreiben als Kunst oder Handwerk?
Rahel: Beides. Ich selbst bin kein grosser Fan des Kunst-Begriffs, da er oftmals dazu benutzt wird, über mangelnde handwerkliche Fähigkeiten hinwegzutäuschen, also gehört für mich das handwerkliche Geschick zur Kunst dazu.
Sarah: Kunst, wenn ich etwas vermarkten will, ganz im Warhol’schen Sinne. Handwerk, wenn ich an Details des Stils feile oder über Kommaregeln brüte. Meistens ist es aber für mich einfach nur Schreiben und Spass.
Gibt es ein Geheimnis hinter dem Schreiben?
Rahel: Manchmal, ja. Es gibt wahrscheinlich so viele Geheimnisse hinter dem Schreiben wie es Geschichten gibt, aber ich glaube, dass es sich am besten mit „Geduld“ erklären lässt. Geduld mit sich, den Wörtern und der Geschichte.
Sarah: Ich befürchte es, doch um ehrlich zu sein, ich habe mich nie damit auseinandergesetzt. Vielleicht ist es das Interesse oder die Sturheit dranzubleiben, gut ausgearbeitete Charaktere, oder aber einfach eine gute Grammatik und Stilistik.
Schreibst du was du kennst, oder was du kennen möchtest?
Rahel: Warum nicht beides? Ich arbeite am liebsten mit Geschichten und Charakteren, die Elemente verarbeiten die ich kenne, diese aber in ein mir fremdes Umfeld, oder eine ungewöhnliche Situation transportieren.
Sarah: Es ist auf jeden Fall schwerer, etwas zu schreiben, das man nicht kennt und ich würde von mir behaupten, dass ich immer bekannte Dinge verwende, doch nicht immer dieselben. Manchmal sind es Aspekte von Charakteren, manchmal auch bloss das Genre.
Wie bereitest du deine Geschichten vor?
Rahel: Meistens notiere ich einige Ideen in einem meiner Notizbücher, bevor ich mit dem Schreiben beginne. Manchmal arbeite ich einen konkreten Plot oder ein Charakterdesign aus, aber da ich bei diesem Projekt ausschliesslich sehr kurze Texte verfasse, beschränke ich meine Vorbereitungen aufs Notwendigste.
Sarah: Ich schaue mir die Clues an und überlege, was mir als erstes einfällt. Dann arbeite ich die Charaktere aus und skizziere den Plot, bevor ich zu schreiben beginne, doch bei Kurzgeschichten mache ich den grösseren Teil davon im Kopf und nicht auf Papier.
Wie gut kennst du die Protagonisten in deinen Geschichten?
Rahel: Ich habe meistens eine konkrete Vorstellung davon, was für Menschen meine Akteure sind und bin der Meinung, dass es wichtig ist deren Motivation zu kennen, um sie authentisch schreiben zu können.
Sarah: Ziemlich gut, doch ich habe, vor allem bei Kurzgeschichten, sehr klare Vorstellungen von meinen Charakteren und konzentriere mich oft stark auf einen Aspekt, welchen ich genauer ausarbeite als den Rest der Persönlichkeit.
Liest du deine alten Geschichten?
Rahel: Nein. Bei längeren Texten wäre es natürlich teilweise notwendig, aber nein, meine Kurzgeschichten lese ich nach deren Abschluss nicht mehr.
Sarah: Ja, aber eigentlich bloss, wenn mir langweilig ist. Manchmal muss ich auch etwas nachlesen, wenn ich an einer Reihe arbeite und dann bleibe ich hängen und lese weiter.
Wo, wie und wann schreibst du?
Rahel: Am Schreibtisch, auf dem Sofa oder auf dem Balkon, wann immer ich Zeit finde und Lust dazu habe. Meine Notizen schreibe ich dabei meist von Hand, danach verlasse ich mich aber auf das Zehnfingersystem.
Sarah: Überall, wo ich einen Laptop hinstellen kann – am Tisch, auf der Couch, im Bett, im Park und in der Bahn. Häufig schreibe ich in der Nacht, doch das „wann“ kümmert mich nicht gross. Notizen mache ich selten von Hand, ich erledige quasi alles am Bildschirm.
Hast du Schreibblockaden?
Rahel: Kenne ich! Und gerade deswegen ist unser Clue-Writing-Projekt für mich eine Bereicherung, da sich diese Schreibmethode als Blockadenbrecher eignet.
Sarah: Ja, doch ich hätte sie euphemistisch als Zeitabschnitte mit geringer Motivation bezeichnet. Doch man kann sie sich gar nicht lange leisten, wenn man pro Woche eine Story verfassen will.
Warum schreibst du und wann hast du damit angefangen?
Rahel: Ich mag es nicht, wenn man sich pseudo-intellektuell klingende Gründe dafür aus der Nase zieht. Die ehrliche Antwort auf diese Frage ist wohl bei den meisten Schreiberlingen relativ simpel: Weil ich es kann und es mir Spass macht. Damit angefangen habe ich, als ich noch in der Schule war, jedoch hatte ich über mehrere Jahre eine Schreibpause eingelegt und erst mit diesem Projekt wieder damit begonnen.
Sarah: Das habe ich mich zwar auch schon gefragt, doch ich kam zum denkbar einfachsten Schluss: Ich mache es gerne. Geschichten erfunden habe ich schon, so lange ich zurückdenken kann; Schreiben tue ich jedoch erst seit etwa zehn Jahren und bin in dieser Zeit stets drangeblieben, bloss mit der einen oder anderen kurzen Pause.
Hast du Lieblingsbücher und -schriftsteller?
Rahel: Das wechselt ständig. Für mich wäre es einfacher zu sagen, welche Bücher/Schriftsteller ich nicht mag, aber dazu werde ich mich in Schweigen hüllen. Ich muss aber zugeben, dass ich mich in letzter Zeit immer weniger für Prosatexte erwärmen kann und meine Nase hauptsächlich in Fachliteratur stecke.
Sarah: Habe ich eigentlich keine und wenn, dann finde ich bald wieder andere. Ich lese fast alles, von Science Fiction bis hin zu Fachbüchern, je nachdem, wonach mir gerade ist.
Gefallen dir deine Geschichten/dein Schreibstil?
Rahel: Nun, manchmal und manchmal nicht. Für mich liegt einer der interessanten Aspekte dieses Projekts darin, dass ich mich selbst immer wieder herausfordere, auch Dinge zu schreiben die für mich uninteressant oder schwierig sind. Ich bin also immer dann sehr zufrieden mit einer Geschichte, wenn ich selbst nicht damit gerechnet hätte, dass sie mir gefallen könnte. Aber natürlich ist mir bewusst, dass ich noch viel lernen muss und dass ich wohl nie vollkommen zufrieden sein werde – das wäre schlussendlich auch das Ende meiner Weiterentwicklung als Schreiberling.
Sarah: Das ist sehr unterschiedlich, manchmal gefallen mir die Geschichten, die sonst niemand mag und manchmal auch die, die anscheinend gut sind. Ich denke aber, dass ich bei mir selbst immer skeptischer bin, nicht zuletzt, weil ich mich logischerweise mit meinen Geschichten am längsten befasst habe und von Beginn an eine ziemlich konkrete Vorstellung habe, was ich erreichen will.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit Sarah / Rahel aus?
Rahel: Harmonisch und unterhaltsam. Nein, ernsthaft. Unsere Zusammenarbeit ist tatsächlich sehr zufriedenstellend, unkompliziert und freundschaftlich. Im Moment ist es jedoch sehr schwierig dieses Projekt überhaupt durch die Arbeits-Brille zu betrachten.
Sarah: Angenehm, praktisch und oft auch lustig. Wir kennen uns lange genug, um zu wissen, was wir voneinander erwarten können und haben darum auch eine sehr realitätsnahe Sicht auf dieses Projekt.
Möchtest du noch etwas sagen?
Rahel: So long… and thanks for all the fish!
Sarah: The only real art is the selling of art.
Habt ihr weitere Fragen an uns? Traut euch und schreibt einen Kommentar!