Liebe Clue Reader,
Wir haben euch schon mehrmals hinter unsere Kulissen entführt, unter anderem um euch zu zeigen, wie wir Grafiken erstellen, Protokolle nutzen oder wie wir mit der ganzen Seite auf einen neuen Server umgezogen sind. Vielleicht aber ist euch aufgefallen, dass wir das, was ihr wohl am besten kennt, bisher ausgelassen haben: Das Schreiben!
„Was kann man denn übers Schreiben erzählen?“, mögt ihr euch jetzt fragen und irgendwie drängt sich die Idee vom Clue-Writing-Schreibratgeber auf. Aber keine Bange, davon gibt es erstens genug – mehr als es Buchstaben in diesem Beitrag hat, wenn nicht sogar noch mehr – und zweitens massen wir zwei notorischen Bandwurmsatzschreiber es uns nicht an, anderen erzählen zu wollen, wie sie schreiben sollten. Was wir aber tun werden, ist, euch den langen Weg von den Clues bis zur Story zu zeigen. Natürlich inklusive allen Zwischenstationen, die wir durchlaufen, bevor die fertige Story für euer Lesevergnügen auf Clue Writing erscheint.
So, jetzt ist Schluss mit den Umschweifen und langatmigen Sätzen. Kommen wir also zur Sache und tauchen ein in die wunderliche Welt des Tastenklackerns.
Wo viele Schriftsteller mit einem leeren Blatt – und womöglich einem stereotypen Brandy – beginnen, stehen bei uns am Anfang jeder Geschichte die Vorgaben. Diese pflücken wir sorgfältig von unserer Seite, auf welcher unsere werten Leser uns Clues vorschlagen können. Der Weg dieser entliehenen Worte, original aus euren Köpfen, bis hin zur fertigen Story, ist beinahe so komplex wie der Weg von frischem Gemüse vom Feld bis auf unser Teller. Jedes Mal, wenn jemand von euch eines der leckeren Päckchen für uns hinterlässt, kommt Sarah daher und sammelt eure Vorschläge mit der Effizienz eines Mähdreschers ein, ohne dabei etwas zu verschonen. Nachdem sie euch ein „Dankeschön“ hinterlassen hat, wandern die Clues in unser Storyprotokoll. In dieser – für unsere Verhältnisse wenig bunten – Datei wird emsig geplant, wer welche Worte vertextet und wann die dazugehörige Story erscheinen soll.
Je nachdem, wie weit wir vorgeplant haben, kann es dann einige Wochen oder Monate dauern, bis die Clues wieder den Weg auf unsere Seite finden. Ihren nächsten grossen Auftritt haben sie eine Woche bevor die entsprechende Story erscheint, denn sie werden unserer Leserschaft am Ende der vorhergehenden Geschichte schon mal schmackhaft gemacht und in unsere Clue-Übersicht aufgenommen.
Wenn es soweit ist und wir unserem Namen als Clue Writer gerecht werden, uns also brav hinsetzen um zu schreiben, landen unsere Clues in der Dokumentvorlage, in der schon so viele Kurzgeschichten entstanden sind – allesamt mit eigenem Archivcode, versteht sich.
Wie, wo und wann wir schreiben ist der jeweiligen Autorin überlassen. Es kann sein, dass wir erst durch die Clues auf eine Idee kommen oder längst ein Konzept im Kopf hatten, zu dem die Vorgaben glücklicherweise gerade passen. Mehr dazu verraten wir am Ende dieses Beitrags wo wir einige häufig gestellten Fragen beantworten.
Sobald der Text fertig ist, spaziert er in den „Zum Lektorat“-Ordner in unserer Cloud, die mittlerweile so voll ist, dass sie regelmässig entstopft werden muss. Dort schnappt ihn sich die andere Autorin, erstellt eine Kopie im „Gelesen“-Ordner und beginnt damit, den Text frischfröhlich mit Kommentaren zu versehen.
Wir beide wüssten eigentlich, wie ein ordentliches Lektorat auszusehen hat, dennoch gehen wir untereinander wesentlich nonchalanter um als mit unseren Gastautoren – die selbstverständlich ordentlich formulierte Anmerkungen erhalten. Unter uns ist es eben so, wie es bei langjährigen Leidensgenossen meistens ist und so verstehen wir uns auch in den Korrekturen oft ohne viele Worte. Einige Striche und Klammern hier, ein paar Anglizismen dort und zwischen den schweizer- und hochdeutschen Kommentaren stolpert man auch ab und an über eine dreist-liebevolle Stichelei. Kritik und Korrektur unter Freunden kann eben doch auch überaus lustig sein.
Interessant ist auch, die Menge der Kommentare zu beobachten. So gab es in den Clue Writing Kurzgeschichten schon alles, von zehn bis hin zu hundertzehn der hübschen Kommentar-Blasen am Seitenrand.
Wie ihr sicher erraten konntet, geht der Text nach dem Lektorat zurück zur Autorin, die dann eine Kopie im „Veröffentlicht“-Ordner erstellt und sich daran macht, die Kommentare umzusetzen und der Geschichte damit den letzten Schliff zu geben. Und erst jetzt, wo alles in der Cloud erledigt ist, darf der Text mit seinen Clues endlich zurück auf Clue Writing, wo er in den WordPress-Editor eingefügt, korrekt formatiert und mit dem Publikationsdatum und seinem Bleistift versehen wird.
Natürlich haben wir auch für diesen Ablauf eine Checklist , damit uns auch ja keine Fehler unterkommen. Für uns ist die Story damit erledigt, und das manchmal mehr als eine Woche vor dem Erscheinungsdatum – denn auch wenn es vor allem darum geht, euch Geschichten zu erzählen, so steckt doch auch eine grosse Menge an Planung und Vorausarbeit in unserem kleinen Projekt. Und so werden auch laufend alle Angaben zur Story in unseren Protokollen nachgetragen und ergänzt, denn wir wollen ja nicht etwas vergessen!
Wie versprochen wollen wir euch aber auch noch ein wenig darüber erzählen, wie wir denn überhaupt schreiben. Da wir nun nicht auf die gleiche Weise vorgehen, wird das „wir“ bald zum „ich“, wenn wir aus dem Schreibkästchen plaudern. Mehr über uns und unserer immerwährenden Schreiberei gibt’s im Übrigen auch auf unserer Autorenvorstellungsseite zum Nachlesen.
Was ist zuerst da – die Clues, die Charaktere oder der Plot?
Rahel: Mal dies, mal das. Ich habe keinen konkreten Ablauf, den ich vor jeder Kurzgeschichte durchgehe und habe auch nicht vor, mir einen zuzulegen. Manchmal werfe ich einen Blick auf die Clues, das Setting oder die Titelvorgabe und „Bam!“, habe ich eine Idee – oder eben auch nicht. Ab und an gibt es sie, die Geschichten, die einfach darauf warten, dass sie endlich, endlich eine passende Vorlage bekommen.
Sarah: In den meisten Fällen die Clues und das Setting. Ich versuche, möglichst anhand von den Vorgaben auf die Geschichte zu kommen, um auch den Vorgaben treu zu bleiben. Doch ja, wenn ich eine bestimmte Geschichte oder Figur im Kopf habe, kann es auch vorkommen, dass ich das Clue-Päckchen oder die Titelvorgabe sehe und mir denke: „Hey, das passt ja perfekt!“
Machst du dir für die verhältnismässig kurzen Clue-Writing-Geschichten Notizen zu Story, Plot oder Charakteren?
Rahel: Als wir mit Clue Writing angefangen haben – damals, als ich noch jung, hoffnungsvoll und genauso rahelesk gewesen war und Sarah noch davon träumen mochte, mich im Irrsinn schlagen zu können – habe ich mir jeweils einige Stichworte notiert. Heute bin ich so routiniert – oder faul –, dass ich die Notizen bleiben lasse. Eine Ausnahme gibt es, denn ohne wenigstens etwas Planung würde ich meine Fortsetzungsgeschichte nicht mehr überschauen können und daran schreiben, wie ein Zombie.
Sarah: Eigentlich kaum je, nein, da mache ich quasi alles im Kopf. Doch jedes „Nein“ kennt auch Ausnahmen und in diesem Fall sind es Story- Reihen: Sei es eine, an der ich alleine bastle, wie „Wissen ist Macht“, oder eine gemeinsame wie die momentan im Podcast erscheinende „107 Minuten“, hier gibt es Notizen. Kleine Charakterdesigns, wichtige Ereignisse, eine Timeline – was auch immer man eben so braucht.
Liest du deine Texte noch einmal durch, bevor sie ins Korrektorat kommen?
Rahel: Selten. Eigentlich überfliege ich den Text nur dann nochmal, wenn ich sehr unzufrieden damit bin oder ich den Verdacht habe, dass mein Gehirn irgendwann während dem Schreiben unerlaubt Pause gemacht hat. An der Stelle sollte ich mich wohl bei Sarah entschuldigen, die dieses Versäumnis in der Regel ausbaden muss… Sarah… Selber schuld.
Sarah: Meistens schon, ja. Mir gefallen manche Worte so gut, dass ich sie inflationär verwende und die sollten natürlich grösstenteils beseitigt sein, bevor Rahel hundert Anmerkungen dazu machen muss. Aber es kann auch vorkommen, dass ich sie nur überfliege, weil ich zuversichtlich bin, dass alles seine Richtigkeit hat.
Und zu guter Letzt: Wo schreibst du eigentlich?
Rahel: Meistens am Desktop zwischen Kaffeetassen und Zeichentablett und unter leise brummenden Boxen, während der Herr Doktor Hund versucht, nicht unter die Räder meines Bürostuhls zu kommen. Sobald die Aussentemperatur für mich erträglich wird – sprich: sobald es heiss ist – freue ich mich aufs Schreiben auf dem Balkon zwischen meinen chaotisch gesäten Blumen und dem aus der Giesskanne trinkenden Doktoren. Ach ja, ab und an leistet mir auch der Professor Vogel Gesellschaft, jedoch komme ich dann kaum zum Schreiben, sondern bin damit beschäftigt ihn davon abzuhalten, mein Büro zu zerlegen.
Sarah: Ich setze, lege oder stelle mich mit meinem Laptop irgendwo hin, wo es mir gerade gefällt und beginne zu tippen. So einfach ist das. Eigentlich würde ich hier aufhören, aber ich kann ja nicht gut so viel weniger schreiben als Rahel… Ich schreibe wirklich überall, sei es nur auf der Couch, am Boden oder im Bett, manchmal sogar am Schreibtisch, aber das ist dann doch eine grosse Ausnahme. Und alle, die mich mittlerweile etwas kennen, würden nun laut „Moment mal!“ rufen, denn ich habe etwas ausgelassen: Ja, ich schreibe auch sehr oft im Zug.
Im nächsten Inside Clue Writing werden wir euch erzählen, was eigentlich alles hinter der Entstehung einer einzelnen Podcast-Episode steckt. Und so viel sei schon mal verraten: Es ist eine ganze Menge! Gibt es etwas, das ihr gerne über Clue Writing erfahren möchtet oder habt ihr einen Wunsch für ein „Inside“? Lasst es uns in den Kommentaren wissen! Und damit verabschieden wir uns von euch, unseren treuen Lesern, und hoffen, dass euch auch die nächsten Geschichten viel Spass machen werden!
Mit megalotastischen Grüssen
Eure Clue Writer
Rahel und Sarah