Jahrestagsreise

Diese Geschichte spielt im erweiterten Universum der „Promise“-Reihe.

„Ich habe dich überall hinbegleitet, sogar in eine Kanalisation, aber das hier geht zu weit“, zischte Anaata und wischte sich eine Strähne ihres rotblond gefärbten Haars aus dem Gesicht, ehe sie sich auf der Couch am Rand des Ballsaals zurücklehnte. „Als wir geheiratet haben, war es keine solche Chaotenhochzeit. Glücklicherweise waren da gar keine anderen Menschen, die nerven meist.“
Saja, ihre Lebensgefährtin, musterte mit zusammengekniffenen Augen das Geschehen vor ihr. „Manche würden sagen, auch wir sind keine Menschen mehr.“
Anaata gab ein halb-amüsiertes Geräusch von sich, als der Bräutigam versuchte, ein heruntergefallenes Stück Torte zu retten, ehe sie zurückgab: „Hör schon auf mit deinen Cyborg-Witzen, die werden langsam alt. Meine Güte, wir werden auch langsam alt, auf einem Starliner eine Hochzeit zu infiltrieren ist glaube ich das normalste, das wir je an einem Jahrestag gemacht haben.“
„Wir sind erst seit zwei Jahren verheiratet.“ Saja strich ihr Abendkleid glatt. „Und die Sache im letzten Jahr, naja, das war nur so actionreich, weil die Triaden sauer auf uns wurden, als wir ihre Diamanten geklaut haben.“
Ein Rumpeln hallte durch den Starliner, als er aus dem Hyperraum fiel, um den Kurs zu korrigieren. Die offensichtlich angetrunkene Hochzeitsgesellschaft, in die sich das Duo eingeschlichen hatte, johlte und der Bräutigam, Geschäftsleiter der Elom-Bank, hatte aufgegeben, die Torten zu retten und frönte mit seiner Frau wieder dem Champagner – nachdem das Brautpaar lange nach einer Flasche gesucht hatte, da die jemand verlegt hatte.
„Ich verstehe es nicht: Wer mietet schon einen Ballsaal in einem Starliner, nur um dann ein solches Chaos zu veranstalten?“, murmelte Anaata, doch Saja hörte ihr längst nicht mehr zu, da sie mit ihrem implantierten Com das Gerät des Bankdirektors anrief. Sein Klingelton zirpte viel zu laut durch die Gesellschaft und entnervt kramte er das Gerät aus seiner Anzugstasche. „Ja?“, erklang seine Stimme in der Leitung.
Mit ihrer besten automatischen Stimme sendete Saja: „Voiceprint-Identifikation für Kontenprüfung. Passwortangabe nötig. Erwarte Audio.“
„Um alles in der Galaxis, ich habe Urlaub! Muss mich der blöde Hauptrechner der Bank auf meiner Hochzeit anrufen?“, wetterte er.
„Voiceprint bestätigt. Erwarte Code“, konterte Saja mit der Gelassenheit einer Maschine.
„Codesatz: Biene Brunhilde ist der beste Beerenbestäuber“, grummelte er und legte nach einem gleichgültigen „Code bestätigt, einen schönen Tag, Sir“ des vermeintlichen Hauptrechners der Bank auf. Anaata, die den Anruf mit ihrem implantierten Gerät verfolgt hatte, unterdrückte einen Lachkrampf. „Ich wusste ja, dass er Bienenzüchter ist, trotzdem, damit habe ich nicht gerechnet.“
„Immerhin mal ein lustiges Passwort“, stimmte Anaata zu und griff mit ihrem implantierten Com auf den Hauptrechner der Bank zu – mit den Aufnahmen der Stimme ein Kinderspiel. Bereits nach wenigen Sekunden hatte die erfahrene Hackerin damit begonnen, Geld von diversen Konten zu transferieren und als sie nach einer knappen Minute die Verbindung trennte, waren sie beide bedeutend reicher. Anaata sagte derweil, in die Richtung des tanzenden Bankdirektors nickend: „Irgendwie tut er mir ja leid, der wird nach den Flitterwochen ein böses Erwachen haben, wenn er herausfindet, dass wir seine Bank geplündert haben.“
„So gut wie ich unsere Spuren verwischt habe, dauert das Jahre, wir haben nur Geld von Konten transferiert, wo es nicht auffällt. Da fällt eh nichts auf ihn zurück, er kann also seine Reise geniessen.“
„Als wir noch jung waren, hatten wir noch Abenteuer, Wagemut, all den Kram. Jetzt sitzen wir auf einer fremden Hochzeit, klauen Geld und trinken denen den Champagner weg“, schnaubte Anaata amüsiert. „Ich habe mir vorgestellt, wir werden abenteuerlicher alt.
„Hey, du bist eine der meistgesuchten Diebinnen der Galaxis, du kannst dir ein paar gemütlichere Coups leisten“, lachte Saja. „Extra für dich stehlen wir an unserem nächsten Jahrestag nichts an einer Hochzeit, sondern brechen bei der Bundespolizei ein, okay?“
Mit einem vorfreudigen Grinsen stimmte Anaata sofort zu: „Deal. Und jetzt finden wir am besten Kuchen zum Klauen, oder?“
„Kuchen? Das klingt nach einem Plan.“ Während das Duo sich am Rand der Hochzeitsgesellschaft entlangbewegte, geriet wieder Bewegung in das Sternenschiff und mit lauen Vibrationen sprang es in den Hyperraum. Gerade, als Anaata vorfreudig etwas Torte entdeckte, rief jemand hinter ihnen: „Hey, ihr zwei, bleibt bitte kurz stehen!“
Angespannt und bereit, jederzeit zu flüchten, wandten sich die beiden um und sahen sich der Braut gegenüber, die fragte: „Ihr seid von der Hochzeitsorganisationfirma, oder? Wir brauchen unbedingt mehr Champagner, jemand hat zwei Harassen verlegt – könnt ihr welchen besorgen?“

Autorin: Sarah
Setting: Chaotenhochzeit
Clues: Beerenbestäuber, Klingelton, Wagemut, Audio, Code
Für Setting und Clues zu dieser Story bedanken wir uns bei Jol Rosenberg und June Is auf Twitter. Wir hoffen, die heutige Geschichte hat euch gefallen. Teilt sie doch mit euren Freunden auf den Social Media und schaut bei der Gelegenheit auf unseren Profilen vorbei, wo wir euch gerne mit mehr literarischer Unterhaltung begrüßen. Eine besondere Freude macht uns eure Unterstützung auf Steady oder Patreon, die wir euch mit exklusiven Inhalten verdanken. Und wenn ihr möchtet, dass wir einen Beitrag nach euren Vorgaben verfassen, könnt ihr uns jederzeit Clues vorschlagen.

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