Diese Story ist auch als Hörgeschichte erschienen.
„Fick dich, Justin!“, plärrte Cody lautstark durchs Zahnarztwartezimmer, in welchem die Lehrerin ihre Schützlinge alleingelassen hatte. „Du saublöde Pissnudel hast überhaupt keine Ahnung. Wir werden hier auf dem Altar geopfert!“
„Mann, Cody.“ Anthony legte seufzend seine Hand übers Gesicht. „Halt die Fresse. Nur weil du Angst vor dem Zahnarzt hast, musst du …“
„Diese Fotzenbremsspur von Zahnarzt kann mich mal kreuzweise mit Anlauf. Vor dem hab‘ ich keine Angst!“ Aufgebracht sprang der Zehnjährige auf, marschierte zur Broschürenauslage und riss ein Flugblatt heraus, auf dem ein glücklich lächelndes Kind zu sehen war. „Das sind Lügen, alles Lügen“, meinte er verschwörerisch, bevor er das Pamphlet auf den Boden pfefferte und unter seinen Turnschuhen zerknüllte.
„Alter, beruhig dich“, versuchte Brandon das Unmögliche. Hatte sich Cody erst auf etwas fixiert, benötigte es ein wahres Wunder, ihn wieder davon abzubringen. Ein Wunder oder, wie Anthony heimlich fantasierte, einen Vorschlaghammer.
„Kacke, Leute. Mir egal, wenn ihr euch von diesen Dünnschissern die Zwetschgenknödel abreißen lasst. Ich zisch ab!“ Kaum wollte er seinen Fluchtplan durch die Eingangstür in die Tat umsetzen, betrat Misses Grey das Wartezimmer. Sie beäugte die Bengel argwöhnisch, ehe sie sie sich sichtlich erschöpft einen Stuhl griff, diesen neben den Ausgang zog und sich hinsetzte.
„Jungs“, stöhnte sie kraftlos, „euch ist klar, wir können euch bis zum Empfang hören?“
„Misses Grey.“ Brandon, Anthony und Justin verdrehten die Augen, wussten, was nun kommen musste.
„Ja, Cody?“ Auch die Lehrerin kannte ihren Pappenheimer lange genug, um nichts Gutes zu erwarten.
„Meine Mama hat vorhin angerufen, ich soll sofort nach Hause, weil meine Katze eine Analsonde verschluckt hat und den Garten vollscheißt“, log Cody gefasst und erntete ein resigniertes Stöhnen der Lehrerin sowie Kichern von den anderen.
„Nein, Cody. Das ist nicht wahr. Setzt dich hin und warte, bis du für die jährliche Zahnuntersuchung dran bist.“ Jeden Tag verfluchte sie sich dafür, ihre Stripperkarriere an den Nagel gehängt zu haben, um Lehrerin an einer Grundschule zu werden. Selbst ein perverser Rentner, der ihr mit seinen von Sperma und Rotz verkrusteten Händen an den Hintern fasste, war weniger nervtötend als sich mit Cody rumschlagen zu müssen.
„Das können Sie vergessen!“, keifte er sogleich lautstark. „Kann sein, dass diese Brunzpfeifen nicht kapieren, was hier vor sich geht, aber ich bin kein beschissener Mongo!“
„Cody“, fuhr Misses Grey ihren widerborstigen Schüler an und klärte auf: „Sowas sagt man nicht, das ist sehr unhöflich und gemein gegen unsere geistig behinderten Mitmenschen.“ Wie angenommen, reagiert er statt mit Verständnis mit einem Naserümpfen, bevor er schnippisch fortfuhr.
„Verzeihung, Misses Grey, ich wollte Sie nicht beleidigen. Trotzdem, ich lasse mir bestimmt nicht die Eier rasieren!“
„Bitte, was?“, stieß Misses Grey aus. „Niemand will dir die … Himmel … die Testikel rasieren. Wie kommst du denn auf so eine absurde Idee?“
„Cody glaubt, der Zahnarzt sei ein Agent des Geheimdienstes und wollte ihm einen Mikrochip in den Sack implantieren, damit die Regierung ihn besser überwachen kann“, erläuterte Brandon flink, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Jungs waren zusammen aufgewachsen, lebten in derselben Nachbarschaft und waren offensichtlich an die albernen Aktionen des Scheißers gewöhnt. „Ich denke, er macht sich in die Hosen, weil er ständig Zuckerbonbons frisst und Zahnfäule hat.“
„Blödsinn“, empörte sich Cody. „Ich habe keine Angst, erst recht nicht vor einem Brechmittel im weißen Kittel. Nur, wehe der rührt meine Klöten an, dann pisse ich ihm in den Mund.“
Misses Grey ächzte, musterte die Kinder zu und ächzte nochmal. „Schau, Cody, es ist ganz natürlich, wenn du Angst hast. Wenn du magst, kann ich mit dir in den Behandlungsraum gehen und sicherstellen, dass deine … Himmel … deine Testikel unberührt bleiben. Okay?“ Cody holte gerade Luft, um eine weitere Tirade vom Stapel zu lassen, da öffnete sich die Tür zum Wartezimmer. Eine Zahnarzthelferin streckte ihren sorgfältig frisierten Kopf hinein, unter ihr erschien Bobby, der verheulter als üblich aussah.
„Du warst wahnsinnig tapfer“, lobte die Frau den blonden Knaben, klopfte ihm sanft auf die Schulter und schob ihn danach zu einem Stuhl. „Misses Grey, dürfte ich Sie rasch entführen, es fehlen noch einige Informationen auf dem Schulformular.“ Nickend erhob sich die Angesprochene, während die andere an die Jungs gewandt sagte: „Justin kann auch gleich mitkommen.“ Damit verschwanden die beiden Erwachsenen mitsamt Justin in den Flur.
„Zieh dich aus“, befahl Cody. „Sofort!“ Ohne zu zögern ging er zu Bobby, um an dessen Gurt zu nesteln und ehe er protestieren konnte, landete seine Hose inklusive der Unterhose auf dem Spannteppich.
„Lass das, Cody.“ Anthony eilte seinem Klassenkammeraden zu Hilfe, wurde allerdings von Brandon zurückgehalten.
„Zwecklos. Soll er Bobbys Eier lutschen, wenn er dann Ruhe gibt.“ Anders als sein bester Freund, pflegte Brandon einen eher pragmatischen Umgang mit Cody. Er hatte es schon vor langer Zeit aufgegeben mit dem Psychopathen zu diskutieren, sondern wartete in der Regel einfach ab, bis dieser sich einer neuen Spinnerei widmete.
„Lass mich, ich will meine Hos… Oh, hoppla“, tönte Bobby verlegen, als er mit nacktem Hintern mitten im Zahnarztwartezimmer stand und von Cody vornübergebeugt wurde.
„Fuck, Bobby. Dein Arschloch ist vielleicht dreckig, sieht aus wie ein Tintenfass“, nörgelte der selbsternannte Anuskontrolleur und zupfte interessiert am Hodensack des verstörten Bobbys herum.
„Ich habe kein Tintenfass, weil ich einen Füllfederhalter benutze. Papa meint, das wäre praktischer, Mama hingegen…“
„Ernsthaft du Wichszipfel, halt still oder ich steckt dir Misses Greys Nasenhaarrasierer in die Arschfalte! Stör mich gefälligst nicht bei meiner wichtigen Inspektion“, forderte Cody, packte einen Hoden, wog ihn in der Hand und kniff die Lider zu einem forschenden Blick zusammen. „Hm. Sind deine Nüsse gewachsen? Die waren vorher winziger, das ist unnormal“, stellte er schließlich fest, nachdem er auch den zweiten Bollen genauestens untersucht hatte.
„Reicht es jetzt?“, brummte Brandon, da wagte Anthony die Frage: „Woher zum Teufel weißt du Dummbeutel, wie groß Bobbys Pimmelkartoffeln sind?“
„Willst du nicht wissen“, umging der dickste der Truppe seine Antwortpflicht und Bobby gab ein zustimmendes Geräusch von sich. „Igitt, Bobby, zieh dir was an. Keiner will deine schlappe Fickkeule anglotzen“, machte sich Cody über den Kleineren lustig, woraufhin dieser sich langsam nach seiner Unterhose bückte.
„Ah!“, kreischte Misses Grey, die in diesem Moment hereintrat und nun völlig entgeistert auf Bobbys entblößten Unterleib starrte. „Himmel, oh Himmel … Bobby, deine … Himmel … deine Testikel.“
„Entschuldigen Sie, Misses Grey. Cody wollte nachschauen, ob …“, begann der Blonde und versuchte seine Blöße zu bedecken, wurde jedoch von der Lehrerin unterbrochen, die fassungslos wissen wollte: „Bobby, was ist mit deinen … Himmel … deinen Testikeln passiert?“
„Gar nichts, Misses Grey“, mischte sich Cody ein, was Brandon den Rest gab, sodass er loslachte. Alleine Anthony verharrte relativ gefasst auf seinem Platz, geduldig das Ende dieser alljährlichen Schulzahnarztuntersuchung abwartend. „Wir haben bloß geprüft, ob diese furzbratzigen Schwanzkröten ihm einen Chip …“, erklärte Cody weiter, bis ehemalige Stripperin ihren Zeigefinger hob, ihn an die Lippen führte und vor Bobby auf die Knie ging. „Woah! Bobby, du Hund, die Lehrerin will dir einen trompeten.”
„Halt endlich den Rand, Cody.“ Die Rüge würde bald ignoriert werden, also genoss Misses Grey die wenigen Sekunden des Friedens, atmete tief ein und überlegte anschließend laut: „Solch seltsam geformte … Himmel … Testikel habe ich ja noch nie gesehen.“
„Misses Gre… Oha.“ Ein alter Mann, der nach Pitralon und Desinfektionsmittel roch, kam ins Wartezimmer geschlendert und schleifte einen Arztkittel hinter sich her. „Na, was haben wir denn da?“
„Doktor Dentin, da ist etwas fürchterlich schiefgelaufen“, plapperte Misses Grey los, wurde aber sofort vom Zahnarzt entwarnt: „Keine Bange, die neuen Implantate verursachen temporäre Schwellungen. Liegt vermutlich am GPS-Modul.“
„HA!“, machte Cody triumphierend, zeigte dem Arzt den Mittelfinger, schrie „Meine Knödel kriegen sie nie“ und rannte davon. Gleichmütig ließen die Erwachsenen ihn ziehen, wohingegen Anthony, Brandon und Bobby durchaus alarmiert waren.
„Schon gut, Kinder. Der kommt nicht weit. Also, wo waren wir, Misses Grey? Ach ja, es gab da einen klitzekleinen Zwischenfall mit Justin. Ich befürchte, Sie müssen seine Eltern in Kenntnis setzen, dass ihr Sohn eine starke Immunabwehrreaktion gegen den Chip zeigt und die Nacht gegebenenfalls nicht überleben wird.“