Werte Damen, Herren und Literaten
Ohne Umschweife will ich nun gleich verraten
Dass ich mich heute
Sehr vorm Texten scheute
Vielleicht also werden meine Zeilen missraten
So ist das halt mit dem Schreiben
Manchmal läuft‘s und man lässt sich treiben
Andere Male wiederum
Bitte nehmt es mir nicht krumm
Denk ich mir ich lass es lieber bleiben
Ein Zuckerbrot kann da behilflich sein
Wenn das klappt bleibt die Peitsche rein
Klappt das nicht
Dann muss man ganz erpicht
Selbstdisziplin üben und Faulheit nicht verzeih‘n
Also sitze ich jetzt ganz brav da und tippe
Und seufze tief während ich am Kaffee nippe
Ich überlege
Mürrisch und rege
Was ich schreiben könnt, bis ich fast ausflippe
Doch plötzlich da kommt sie um die Ecke
Etwas langsam zwar, wie eine Schnecke
Die Idee zum reimen
Fängt an zu keimen
Fragt sich nur wie gut ich sie vollstrecke
Die Freude am Schreiben kommt langsam zurück
Und ich jauchze und juble vor lauter Glück
Obwohl es nur schwer gelingt
Und mein Hirn Reime erzwingt
Singt die graue Materie in AABBA ganz verzückt
Als hätt ich den Finger in die Strom-Buchse gesteckt
Malträtier ich die Tastatur bis sie verreckt
Bin nicht mehr zu stoppen
Im Eifer nicht zu toppen
Und schreibe so wild, dass selbst der Hund sich versteckt
Dann passiert was musste früher oder später
Der Perfektionismus bremst mich, der miese Verräter
Die Stimme im Haupt
Wird pingelig und überhaupt
Will sie nicht zufrieden sein, wird zum Missetäter
Die Reime und Rhythmen werden von Mal zu Mal
Immer weicher, schlechter und völlig banal
Zu allem Überfluss
Ist damit noch nicht Schluss
Denn jetzt schmerzt das Handgelenk, welche Qual!
Ich reibe die Schläfen unter lautem Stöhnen
Werde nervös und der Kaffee fließt in Strömen
Bis das harntreibende Mittel
Mich mitten im Kapitel
Zur Toilette zwingt – ich sollt’s mir abgewöhnen
Mit eiserner Härte ermahne ich mich zur Einsicht
Nicht aufzugeben, denn so weit kommt es nicht
Also mache ich weiter
Werde dabei heiter
Und irgendwann kommt sie zurück, die naive Zuversicht
Was nicht jeder weiß ist, dass all der Fleiß
Nicht etwas kommt von willigem Schweiß
Sondern damit meist
Nur du’s weißt
Von blanker Sturheit, echt jetzt, ohne Scheiß
Nennt mich Lügner, nennt mich Erfinder
Ich hab‘s schon gehört, glaubt mir Kinder
Wahr ist aber
Ohne viel Gelaber
Sturheit hilft und zwar viel und niemals minder
Nach getaner Arbeit, wenn die Lichter ausgehen
Kann sich jeder mein stolzes Werk ansehen
Wie sie es finden
Mein Schaffen und Schinden
Weiß ich nicht, doch mir reicht’s, will ins Bett gehen