Petrichor

Es hatte vor einem Weilchen aufgehört zu regnen. Die Luft war drückend, schwer von der Feuchtigkeit, die heiß über dem Asphalt waberte. „Petrichor“, flüsterte Petra zu sich selbst und drückte die zerbeulte Metallklinke des Hintereingangs zum Gemeindezentrum. „Petrichor.“ Ein wunderschönes Wort für den Duft, der ihre Kindheit aufleben ließ – Petrichor, der Geruch der Sommerabende auf der Terrasse ihrer Großmutter, der Fahrradrennen mit ihrem besten Freund vom Waldrand zurück in die Siedlung, der Spaziergänge mit Karl, dem Golden Retriever, […] Weiterlesen

Globuli gegen Zombies

Mit einem entspannten Grunzen nahm Marc einen letzten Zug von seinem Joint und legte seine Beine auf einen losen Steinbrocken. Kurt, sein bester Freund seit Jahrzehnten, starrte an das Gewölbe der nur von einer Fackel erhellten Krypta und murmelte: „Ich habe Hunger.“
„Das Ding ist unter ’ner verlassenen Kirche, hier gibt’s bestenfalls vertrocknete Oblaten.“
„Ich denke, Rachefeldzüge, Urban Exploring und Kiffen geht schlechter zusammen als gedacht“, schnaubte Kurt, auf die Reste des Joints deutend. […] Weiterlesen

Katzenjammer

Du lehnst dich mit dem Hintern gegen die Küchenzeile beim Waffeleisen und ächzt: „Das war eine saudumme Idee.“ Es ist dir ein Rätsel, wie Ashley es geschafft hat, dich zu der Partytour zu überreden. „Völliger Schwachsinn“, klönst du weiter und reibst dir über die Augenlider, bis grau-weißes Konfetti durch die Dunkelheit tanzt und die Umrisse deiner Katze komplett in Statik verschwinden. Du kannst dich nicht entsinnen, wann du das letzte Mal eine Nacht außerhalb deiner Wohnung durchzecht hast, und Nachtclubs kennst du eigentlich ausschließlich als […] Weiterlesen

Special zur achthundertsten Story | Willkommen zurück

… Durch einen Fensterrahmen aus dichtem, beinahe schnittfestem Nebel sah er unbekannte Leute. Sie tauchten auf und ab, wie die Killerwale in seinem Lieblingsfilm. Seine Mama erlaubte es ihm, Dokus auf dem iPad zu schauen, Cartoons gab es zweimal in der Woche. Das störte Matteo kaum, Wale waren ihm sowieso lieber als sprechende Tiere in Kleidung. Die Menschen hüpften weiter vor seinem Blickfeld auf und ab, irgendjemand drückte ihn rhythmisch, die Umarmungsperkussion schlug durch seinen Körper. Matteo war unheimlich schläfrig, seine Augenlider […] Weiterlesen

Fan-Bonus | Sharif hat keine Freunde

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Diese Geschichte spielt im erweiterten Universum der „Promise“-Reihe.

Das Glockenspiel, das am Vordach der Veranda hing, klimperte vor sich hin – solche Geräusche waren in einer Welt voller wandelnder Toten zu einer Rarität, ja, einem Luxus geworden. Sharif lehnte sich mit einem zufriedenen Seufzer auf dem Schaukelstuhl zurück und schaute auf das vom Sonnenuntergang in warme Farben getauchte Hochmoor. Die unscheinbare Blockhütte, in der er sich zu Beginn des Weltuntergangs verschanzt hatte, […] Weiterlesen

Operation Myrtle

Erica schnaufte tief durch, ächzte regelrecht und rieb sich mit den Handflächen übers Gesicht. Sie stand inmitten von etlichen, sorgfältig versiegelten Plastikboxen, hier und da rumpelte es leise. Es war ein langer Tag gewesen, das Ende einer langen Woche und der Beginn einer ebenso langen Reise. Sie hatte kaum Zeit, ihre Erschöpfung wahrzunehmen, bestenfalls ein paar Stunden konnte sie ihren Körper ausruhen. Das angstgetriebene Gedankenkarussell war jedoch in vollem Gange, würde frühestens anhalten, wenn sie mit ihren Lieblingen die Grenze hinter sich hätte. „Okay, wir […] Weiterlesen

Fan-Bonus | Bauer, Bauer, Dame. König.

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Es war ruhig, sehr ruhig sogar. Drei Freunde saßen um den runden Eichenholzstammtisch versammelt und nippten schweigend an ihren Süßgetränken. Kim und Tin, zwei junge Männer, die sich am Studienorientierungstag kennengelernt hatten, spielten gegeneinander Schach. Indes hob Madame Rin, die jüngst verwitwete Seniorin, die in der […] Weiterlesen

Geheimagenten, Mafiosi, Mädchen in Not und andere Tagträume

„Guten Abend, willkommen“, meinte Troy, als Kundschaft, zwei Mädchen in Begleitung eines älteren Mannes, den Gastraum betrat. Er registrierte die Neuankömmlinge lediglich aus den Augenwinkeln. Wie zu der späten Stunde üblich, war außer ihm gerademal ein Koch für die Nachtschicht anwesend. „Setzen Sie sich wo immer Sie möchten.“ Troy war in Gedanken ganz woanders, so wie meistens. Er verbrachte seine Tage vorwiegend in dem kleinen Restaurant oder seiner Wohnung in der Mansarde darüber und abgesehen von Seymour, dem Streuner, der ständig […] Weiterlesen

Laras Job ist langweilig

Lara bemühte sich ihre juckende Uniform zu ignorieren und musterte die dunkle Stadt, die unter einer dichten Hochnebeldecke lag. Von ihrem Posten im Museumseingang an der Rückseite des Gebäudes hatte sie eine gute Aussicht auf den Verkehr. Sie konnte die Tramlinie Drei und die Buslinie Fünfundzwanzig kreuzen sehen sowie all die Menschen, die durch die Haltestelle wuselten. Seit Lara vor einem halben Jahr den Job als Wächterin beim Kunstmuseum angetreten war, hatte sie keine Existenzangst mehr. Ja, sie war dankbar dafür, trotzdem war es nicht zu […] Weiterlesen

Ein schrottiger Schrat schreitet in schütteren Schuhen nach Schweden

„Es war an einem lieblichen Frühlingsmorgen“, beginnt so manche Geschichte, diese jedoch nicht. Nein, denn der Morgen, an dem Stieg Schoyen seinen heimatlichen Schuppen in der Parklandschaft hinter Schiøtz’ Vei verließ, war alles andere als lieblich. Sauverhagelt, rabenduster und hundskalt war er, und wenn man es ganz genau nehmen wollte, dann war es bereits Vormittag, statt Morgen. Stieg war kein Morgenmuffel per se, er war vom Aufstehen bis zum Zubettgehen von grantigem Gemüt, einer, dem nichts je gelegen kam. Mit Ausnahme von Schorsch Schulz, dem kleinen Katerchen, […] Weiterlesen